Selbstsabotage: Warum wir uns selbst im Weg stehen

Nina steht an einer Lebenskreuzung: Vor ihr ein spannendes berufliches Projekt mit Auslandserfahrung – und hinter ihr zwei Wochen von Zweifeln und Fragen, die sie umtreiben: „Ist meine Entscheidung wirklich gut überlegt? Oder hindert mich meine eigene Unsicherheit, einen Schritt vorwärts zu gehen? Warum fällt es mir so schwer, mich klar zu entscheiden – prokrastiniere ich etwa unbewusst?“ Nina hat plötzlich ein schlechtes Bauchgefühl vor dem nächsten großen Schritt. Wir haben uns gemeinsam angeschaut, was dahinter stecken könnte. Wenn du die folgenden Punkte ausführlicher hören möchtest, klick dich gerne in die passende Podcastepisode: „Selbstsabotage“

1. Perfektionismus: Der ewige Tanz zwischen „Gut genug“ und „Nie gut genug“

Der Perfektionismus ist wie ein doppelseitiges Schwert. Einerseits treibt er uns zu Höchstleistungen an und spornt uns an, unser Bestes zu geben – was uns durchaus erfolgreich machen kann. Andererseits kann er uns aber auch lähmen, aus Angst, nicht perfekt genug zu sein. In der Psychologie spricht man von einem positiven Perfektionismus, wenn er von von einem Streben und gesundem Ehrgeiz getragen ist. Menschen mit dieser Art Perfektionismus hängen sich richtig rein, um ihre Ziele zu erreichen – aber sie können auch damit umgehen, wenn sie scheitern oder Misserfolge erzielen. Und vor allem: Sie werden fertig und lassen ihre Ergebnisse sehen! Der so genannte „neurotische“ oder ängstliche Perfektionismus ist dahingegen eine Vermeidungsstrategie. Hierbei geht nicht darum, nach etwas zu streben – sondern vor allem darum, eine negative Bewertung, eine Kritik oder ein Scheitern zu verhindern. Hiervon betroffene Menschen verzetteln sich oft so sehr in Details und Einhundertprozentigkeit, dass sie nicht fertig werden. Und einer Bewertung setzen sie ihre Projekte nur äußerst ungerne aus. Von Angst getriebene Menschen verstecken sich häufig in Nischen, in denen sie sich „sicher“ vor Entlarvung fühlen, und zeigen dort (häufig überarbeitet und unterbezahlt) Bestleistungen – aber den nächsten Karriereschritt wagen sie nicht. Falls dir das bekannt vorkommt, hör gerne mal meine Podcastepisode zum Impostor- Phänomen: „Hochstapler! Betrüger! Mogelpackung!“

Perfektionismus, der auf Vermeidung und Angst beruht, hindert uns, mutige Schritte in ein unbekanntes Terrain zu wagen.

Nina ist Team „Positiver Perfektionsimus“: Sie leistet viel und ist sehr genau und ehrgeizig. Gleichzeitig kann sie gut mit Kritik leben, und bleibt entspannt bei Misserfolgen. Perfektionismus scheint also nicht ihr Bremsklotz zu sein.

2. Die Falle des Vergleichens: Das Gras des Nachbarn ist immer grüner?

Vergleiche sind allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Wir schauen zu anderen hinüber, messen uns mit ihnen und vergessen dabei oft, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Das ständige Vergleichen kann uns davon abhalten, unsere eigene, einzigartige Reise zu schätzen. Etliche psychologische Studien zeigen, dass es Menschen, die sich insbesondere in den soziale Medien „aufwärts“ vergleichen, also mit den Highlights der Reichen, Schönen und Glücklichen, hinterher signifikant schlechter geht. Tatsächlich kann das ständige Beobachten von „Nachbars Garten“ auch negative Emotionen wie Neid in uns befeuern – der dann leider oft dazu führt, dass wir die beneideten Personen entwerten und runterziehen -anstatt uns selbst anzustrengen und uns darum zu kümmern, dass unser eigenes Gras ebenfalls schön grün wird… Falls du hierüber gerne mehr erfahren möchtest, hör gerne in die passende Podcastfolge rein: „Neid nutzen, Neid überwinden“

Ein weiteres Problem, dem wir aktuell kaum entgehen: Wir haben gelernt, dass Entspannung gleichbedeutend ist mit Konsum (von Essen, Trinken, Serien und Social Media…), und gleichzeitig werden wir ständig zum Bewerten aufgefordert. „Wieviele Sterne vergibst du für diesen Blogbeitrag? Daumen hoch oder Daumen runter?“ Kein Wunder, dass wir kollektiv dazu neigen, zu bewertungsängstlichen Konsumenten in unserem Leben zu werden, anstatt zu mutigen Produzenten!

Nina ist eine Macherin – und ihrem beruflichen Feld hat sie tatsächlich niemanden, an dessen Erfolg sie sich runterziehen würde. Ihr schlechtes Bauchgefühl kommt also nicht daher, dass sie sich ungünstig vergleicht.

3. Das Upper Limit Problem: Warum uns manchmal der eigene Erfolg Angst macht

Manchmal, wenn wir kurz davor stehen, wirklich Großes zu erreichen, setzen uns unbewusste Selbstzweifel Grenzen. Das Upper Limit Problem beschreibt genau dieses Phänomen: Die Angst vor dem eigenen Erfolg. Es klingt paradox, aber oft hindert uns unser eigener Schatten daran, in unser volles Licht zu treten. Indem wir uns dieser inneren Barriere bewusst werden, können wir mutiger, selbstbewusster und freier unseren Weg gehen. Wir alle haben Glaubenssätze, Verhaltensmuster und Bewertungen aus unserem Umfeld übernommen, und gleichzeitig eine Vorstellung davon, wo unser Platz, und was unsere Position in der Welt ist. Sobald wir nach oben hin ausscheren, und glücklicher, erfolgreicher, klüger oder wohlhabender werden, als wir es bis dato gewohnt waren, schnappt die Falle zu: Wie halten unseren „Höhenflug“ für unverdient oder maßlos, und fürchten negative Konsequenzen.

Bingo! Hier nickt Nina: Als erste in ihrer Familie hat sie eine höhere Schulbildung und sogar ein Studium absolviert. Sie ist sehr zielstrebig auf ihre beruflichen Ziele zugegangen, bis zu diesem Meilenstein: Der anstehende Auslandsaufenthalt fühlt sich für sie plötzlich „abgehoben“ an. Niemand aus ihrem Umfeld hat je so etwas gemacht. Ihre Familie hatte demnächst eher Enkelkinder erwartet als einen Karriereschritt! Und ihr Einkommen würde sie definitiv in die Liga katapultieren, die ihre Familie abfällig als „Bonzen“ bezeichnet. Nina spürt – das Upper Limit Problem sabotiert die Ziele, die sie eigentlich immer erreichen wollte. Und fast hätte sie geglaubt, es sei wirklich ihr „Bauchgefühl“, das sie warnen wollte! Stattdessen definiert Nina für sich selbst neu, was ihr „zusteht“, und hinterfragt ihre alten Glaubenssätze.

Fazit:

Wir Menschen fügen uns meist nicht bewusst Schaden zu. Und doch geraten viele von uns oft in den Sog der Selbstsabotage, gerade wenn es um die Verwirklichung unserer größten Träume geht. Einige von uns sind überzeugt, nicht „gut genug“ zu sein, andere fürchten die Anstrengung. Manchmal überschätzen wir die Risiken, sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und verpassen so Chancen, die vielleicht goldrichtig für uns gewesen wären. Manchmal verzetteln wir uns, haben Angst vor Kritik oder davor,  „abzuheben“. Hier ein warmes Licht auf die dunklen Ecken zu werfen und zu entdecken, was uns wirklich blockiert, kann entscheidend für die Zukunft sein.

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