Should I stay or should I go? 7 Zeichen dafür, dass deine Beziehung in Schieflage ist

Jeder Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft, strebt nach engen und authentischen Beziehungen. Denn sie sind ein fundamentaler Baustein unseres Wohlbefindens. Gute Beziehungen, ob das Partnerschaften, Freundschaften oder familiäre Bindungen sind, können uns aufbauen, ermutigen und unser Leben bereichern. Aber was, wenn eine Beziehung aus der Bahn gerät? Das passiert manchmal schleichend und fast unmerklich – und manchmal kommt der Bruch plötzlich und überdeutlich.  In anderen Fällen verschließen wir die Augen, aus Angst vor den Konsequenzen oder weil der Gedanke, allein zu sein, zu beängstigend erscheint. Hier kommen ein paar kurze Gedanken dazu, wie du Schieflagen identifizieren kannst. Mehr dazu (und auch ein paar Tipps, wie du Konsequenzen abwägen kannst, hörst du hier: Psychologie to go / Should I stay or should I go?)

1. Negative Emotionen nach dem Kontakt

In allen Beziehungen kommt es mal zu Konflikten und Streitigkeiten, und alle Beziehungen halten auch negative Erfahrungen und Emotionen für uns bereit. Wenn du dich aber mit einem bestimmten Menschen immer wieder ausgelaugt, dünnhäutig oder gereizt fühlst – dann ist vielleicht der Wurm drin. Auch in stabilen und emotional reifen Beziehungen kann es mal knallen, aber hinterher sollten beide Parteien das Gefühl haben, dass es für etwas gut war, dass beide klarer sehen und ein Problem gemeinsam lösen konnten. Wenn du jedoch das Gefühl hast, ständig wie auf Eierschalen zu laufen, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen und ständig auf der Hut sein zu müssen, um emotionale Ausbrüche zu verhindern – dann übernimmst du vielleicht zu viel Verantwortung für euer Miteinander und machst es zu einem Kraftakt für dich selbst.

2. Einseitige Wertschätzung

In einer Beziehung sollte man sich immer wertgeschätzt und respektiert fühlen. Klar hat jede Person ihre Domänen, in denen sie besonders glänzt, oder zeigt Leistungen, die besonders gefeiert werden. Aber alles in allem sollte Wertschätzung keine Einbahnstraße sein. Erinnerst du dich an diese Cliquen damals auf dem Schulhof, wo sich eine Gruppe Menschen wie Stastist*innen und „Klatschvieh“ um einen Star versammelt hat? Manche Menschen führen diese ungute Dynamik fort. Sie beanspruchen den Platz im Zentrum – und zwar auch in DEINEM Leben. Schau mal hin, ob du Beziehungen hast, in denen du den Rang eines Stichwortgebers oder der Nebendarstellerin hast. Wenn es okay für dich ist – okay! Aber vielleicht trägt diese Konstellation auch dazu bei, dass deine Selbstachtung eine Talfahrt hinlegt.

3. Keine Balance von Geben und Nehmen

Wenn du deutlich mehr in die gemeinsame Beziehung investierst, kann das ein Zeichen für eine Schieflage sein. Und damit meine ich jegliche Ressourcen: Zeit, Aufmerksamkeit, lebenspraktische Unterstützung, Geld, Mühe usw… Aber Obacht: Hier sprechen Menschen manchmal verschiedene „Sprachen der Liebe“, so dass es sein kann, dass die andere Person sehr wohl das Gefühl hat, auf euer Beziehungskonto einzuzahlen – nur in einer anderen Währung, als du. Solltest du das Gefühl haben, im Hintertreffen zu sein, schau mal genau hin: Gibt die andere Person (und wenn ja: was?)  – oder nimmt sie nur?

4. Unterschiedliche Erwartungshaltungen

Jeder Mensch hat Erwartungen. Es ist wichtig, dass diese in einer Beziehung klar kommuniziert und, wo möglich, angepasst werden. Deine beste Freundin erwartet, dass du dich wenigstens einmal in der Woche meldest? Dein Vater möchte über jede Schulnote seiner Enkelkinder informiert sein? Deine Partnerin erwartet, dass du die Hälfte ihrer Stromrechnung übernimmst? Erwartungen (und Hoffnungen und Wünsche) sind okay – so lange sie erstens klar kommuniziert werden, und zweitens für beide gleichermaßen angemessen erscheinen. Etwas im Stillen zu erwarten, und hinterher beleidigt zu sein, wenn es sich nicht erfüllt, führt zu Schieflagen. gneau so, wie unangemessene oder unerfüllbare Erwartungen.

5. Wertekonflikte

Menschen verändern sich, und – so traurig das manchmal ist – sie entwickeln sich in verschiedene Richtungen. Auch Werte sind dynamisch und wandeln sich mit der Zeit. Gerade während Corona ergaben sich heftige Risse in bis dahin engen Verbindungen, weil Werte unterschiedlich tangiert wurden. Wenn du spürst, dass du mit den Werten, dem Lebensstil und der Haltung einer Person absolut nicht (mehr) zurecht kommst, ist das ein Zeichen für eine Schieflage zwischen euch. Aber auch intern, in dir selbst kann es zu Wertekonflikten kommen, wenn du beispielsweise bestimmte Aussagen deiner Eltern eigentlich nicht tolerieren kannst und dich dagegen behaupten möchtest, und andererseits Gedanken wie „Aber es sind doch deine Eltern!“ Loyalität von dir fordern. Solche inneren Konflikte sind immer ein guter Einstieg, über sich selbst, die eigenen Werte und die Beziehungen zu reflektieren.

6. Wiederholte Vertrauensbrüche

Das Wort „Vertrauensbruch“ impliziert, dass etwas zerbrochen ist. Bei Knochen ist es so, dass sie nach EINEM Bruch an der Stelle stärker und härter werden können. Aber der Heilprozess braucht seine Zeit. Wenn ein Knochen allerdings immer wieder zerbrochen wird, macht ihn das keineswegs stärker und belastbarer. Und so ähnlich ist es mit dem Vertrauen auch. Wenn du wiederholt hintergangen und betrogen wirst, und wenn dein Vertrauen wiederholt enttäuscht wurde, und zwar trotz klärender Gespräche, und obwohl es konkrete Absprachen, Übereinkünfte und Versprechen gab… well. Hummeln knallen 1000  mal vor eine Fensterscheibe, weil sie scheinbar erwarten, dass sich beim 1001 sten mal ein Weg auftut. Bist du eine Hummel? Frag dich ehrlich, worauf du hoffst, und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Beziehung nochmal in Balance kommt.

7. Red Flags

Ganz klar: Wenn Gewalt, verbale Aggressionen oder Gaslighting vorliegen, dann reden wir nicht mehr von einer „Schieflage“, sondern von TäterInnen und Opfern. Hör hierzu gerne die folgende Podcastfolge: Psychologie to go/ Psycho- Spiele und Manipulation

Und wenn Schieflagen bemerkt werden?

Es gibt gute Gründe, Beziehungen nicht sofort aufzukündigen und den Kontakt radikal abzubrechen.  Lass dir Zeit, beobachte und reflektiere genau, was da zwischen euch los ist. Höre in dich hinein und wage es, den Konflikt zu spüren. Erst wenn du dir sicher bist, wie du dich fühlst, kannst und solltest du handeln. Such das Gespräch, bitte um Einordnung, und such auch Hilfe bei Außenstehenden. Bleibe dir treu und achte darauf, ob die andere Person dir entgegen kommt und dein Engagement für  eure Beziehung teilt. Und wenn nicht? Dann geh auf Distanz und finde deinen „Wohlfühlabstand“. Denn du verdienst Freundschaften, Partnerschaften und Familienstrukturen, die dich erfüllen und glücklich machen.

Warenkorb